Internet Content Rating Association

Die Internet Content Rating Association (ICRA) stellte heute auf ihrer Website www.icra.org ihr neues Selbstklassifizierungssystem für Internet-Inhalte vor. Mit dieser Neuentwicklung ist die unabhängige und gemeinnützige Organisation ICRA einen großen Schritt in ihren Bemühungen für einen effizienteren Jugendschutz im Internet vorangekommen. Das neue System ist das erfolgreiche Ergebnis einjähriger Beratungen und Entwicklungen, um ein weltweit akzeptiertes Selbstklassifizierungssystem für Internet-Inhalte zu schaffen, das sich flexibel an unterschiedliche nationale, kulturelle und individuelle Bedürfnisse anpassen läßt. Bis Mitte 2001 folgt die zweite Hälfte des ICRA-Systems, ein kostenloses Filtersystem für Internetnutzer.

„Die Weiterentwicklung des Internets wird von Sorgen über unangemessene und gefährdende Inhalte begleitet” sagt ICRA-Geschäftsführer Stephen Balkam. „Besonders Eltern zeigen sich besorgt, dass ihre Kindern beim Surfen im Internet auf jugendgefährdendes Material stoßen. Mit dem neuen ICRA-System bekommen alle Eltern ein leicht handhabbares Werkzeug, um ihre Kinder vor solchen schädlichen Internet-Inhalten zu schützen. Zugleich bleibt die Meinungsfreiheit der Inhaltsanbieter gewahrt, Zensur wird verhindert.”

Das ICRA-System ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Bewertungssystems des Recreational Software Advisory Council (RSACi). RSACi wurde bereits 1996 in den USA entwickelt. Es erlaubte aber nur die Kennzeichnung und Bewertung nach vier Kategorien – Nacktszenen, sexuelle Darstellungen, obszöner Sprachgebrauch und Gewalt. Das neue, international einsatzfähige ICRA-System ermöglicht die Kennzeichnung weiterer problematischer Bereiche, wie z.B. die positive Darstellung von Drogen, Alkohol, Zigaretten oder Waffen. Die Bewertungskriterien sind dabei wertneutral angelegt. Inhaltsvariablen ermöglichen, beispielsweise zwischen Websites mit bildungspolitischen, künstlerischen und medizinischen Inhalten zu unterscheiden. Darüber hinaus können auch Chat-Räume klassifiziert werden.

In der im Frühjahr 1999 gegründeten ICRA mit Sitz in Europa und Nordamerika arbeiten die international führenden Internet- und Kommunikationsunternehmen zusammen. Ihr gehören unter anderem AOL, Bell Canada, British Telecom, Cable & Wireless, IBM, Microsoft, Novell, die Bertelsmann Stiftung und T-Online an. Jedes Mitglied bringt in die Arbeit sein Know-how in den Bereichen Internet-Service und -Inhalte sowie Telekommunikations- und Browsertechnologien ein. Diese Kooperation von führenden Internet Akteuren verdeutlicht das breite Interesse an einer eigenverantwortlichen Weiterentwicklung dieses Mediums. Zugleich zeigt diese neue Verantwortungskultur die Absicht, das Internet gemeinsam zu einem lebenswichtigen und für jedermann zugänglichen Instrument auszubauen.

Zur Kennzeichnung einer Internetseite füllt der Inhalts-Anbieter auf der ICRA-Website www.icra.org einen Fragebogen aus. Mit diesen Informationen erstellt das ICRA-Kennzeichnungssystem ein Etikett, das Einzelheiten über die gekennzeichnete Internetseite enthält. Dieses wird dem Anbieter auf dem Bildschirm angezeigt und per E-Mail zugestellt. Anschließend heftet der Anbieter das Etikett auf seine Internetseite, d.h. es wird als Meta-Tag in den Head-Abschnitt der HTML-Seite eingefügt. Gekennzeichnet werden können entweder einzelne Seiten oder aber auch ganze Dateiverzeichnisse oder komplette Websites, wodurch der Etikettieraufwand für den Anbieter verringert wird.

Die “angeklebten” Etikette werden beim Aufruf einer Internetseite vom Browser gelesen und interpretiert. Auf den Bildschirm gelangen nur solche Seiten, die mit den Einstellungen des Nutzers übereinstimmen, andere Seiten werden dagegen blockiert. Bereits die gängigen Versionen des Internet Explorers und des Netscape Navigators enthalten entsprechende Einstellungsmöglichkeiten. So verfügt beinahe jeder PC-Benutzer über die notwendigen Instrumente, um das ICRA-System zu verwenden.

Das Herzstück der ICRA-Systems, der Hauptserver, befindet sich bei Cable & Wireless in Swindon in Großbritannien. Er stellt eine unvergleichliche Anbindung an das Internet sicher.

„ICRA hat das Ziel, ein wertneutrales und individuell einstellbares System bereitzustellen. Wir betreiben also weder Zensur noch erheben wir den moralischen Zeigefinger, sondern jeder Nutzer kann mit unserem System selber entscheiden, was er im Internet sehen will und was nicht”, fasst Dr. Marcel Machill, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von ICRA und Projektleiter Medienpolitik der Bertelsmann Stiftung zusammen. „Mit dem ICRA-System geben wir Eltern die Möglichkeit, wählen zu können, was ihre Schützlinge im Internet sehen sollen. Nur durch ein solches Instrument können Eltern unterstützt werden, das Internet für ihre Kinder zu einem sicheren Lern- und Kommunikationsmittel zu machen.”

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Weitere Informationen:

Anmerkungen der Redaktion:

ICRA:
Die Internet Content Rating Association (ICRA) ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation mit Geschäftsstellen in Europa (Großbritannien) und den USA. Der Auftrag der ICRA besteht darin, Kinder vor potenziell schädlichem Material im Internet zu schützen, während aber gleichzeitig für den Inhaltsanbieter das Recht auf freie Meinungsäußerung gewährleistet bleibt.

ICRA setzt sich gemeinsam mit Inhaltsanbietern für eine verantwortungsvolle Entwicklung und Verbreitung des Internets ein und wird dabei unterstützt von AOL, Bell Canada, der Bertelsmann Stiftung, British Telecom, Cable & Wireless, Digimarc, Electronic Network Consortium (Japan), EuroISPA, IBM, Internet Watch Foundation, Microsoft Corp, Network Solutions Inc, Novell, ONdigital, PAGi (Singapur), Software and Information Industry Association, T-Online, Thus und UUNet.

Derzeit arbeitet ICRA an der Entwicklung eines neuen, weltweiten Systems, das Inhaltsanbietern ein Instrument zur objektiven Kennzeichnung ihrer Inhalte bietet, und Eltern mit einem Instrument ausstattet, mit dem sie Internet-Inhalte nach ihrer Vorstellung über die Angemessenheit für Kinder filtern können. Das ICRA-System wird in zwei Teilen bereit gestellt: Das Kennzeichnungssystem für Inhaltsanbieter ist bereits verfügbar, das Filtersystem für Eltern ab 2001.

Neben dem neu entwickelten ICRA-System betreibt die Organisation auch das von ihr übernommene Bewertungs- und Filtersystem des RSACi (Recreational Software Advisory Council on the Internet), das in den Internet Explorer von Microsoft und den Navigator von Netscape integriert ist. Das RSACi System liefert Nutzern Information über das Ausmaß an sexuellen Darstellungen, Nacktszenen, Gewaltszenen und unangebrachtem Sprachgebrauch auf Websites.